Die „Ornamentale Komposition“ in der neuen reformierten Kirche Elberfeld

Neue Reformierte Kirche Elberfeld | Sophienstraße 3b, 42103 Wuppertal | Ernst Oberhoff | 1962

Luisenviertel, Sophienstraße. Der Wuppertaler Künstler Prof. Ernst Oberhoff erschuf 1962 ein Fenster, das alle Blicke auf sich zieht.

Von Anne Sczimarowsky

Die Neue Reformierte Kirche im Stadtteil Elberfeld in Wuppertal befindet sich in der Sophienstraße, weshalb sie im Volksmund auch als Sophienkirche bekannt ist. Anders als die benachbarte Laurentiuskirche verfügt sie nicht über einen großen Vorplatz, man nähert sich ihr durch die fast bis zur Wupper reichende Sophienstraße, die schon von der Schwebebahn einsehbar ist.

Die 1858 eingeweihte Kirche wurde in Folge der Industrialisierung in Wuppertal erbaut, um der stetig wachsenden Bevölkerung gerecht zu werden. Architekt Ernst Friedrich Zwirner nutzte für diesen Bau den Rundbogenstil, der dem späten Klassizismus zuzuordnen ist. Dabei nahm er bei der sonst recht schlichten, mit Sandstein verkleideten Fassade, viele antike und romanische Formen in die Gestaltung mit auf. Die Saalkirche weist pro Seitenschiff fünf Maßwerkfenster mit Rautenmuster auf, das 11. Fenster im oktogonalen Turm über dem Portal dagegen ist bunt, abstrakt und deutlich größer.

Prof. Ernst Oberhoff (1906-1980), der auch Schüler wie Joseph Beuys unterrichtete und Vorsitzender der „Bergischen Kunstgenossenschaft“ war, hielt mit dem Fenster im Turm an seinem „figürlich-geometrischen“ Stil fest. Dieser Stil ist auch auf seinen Arbeiten auf Papier oder bei Bodenmosaiken (z.B. im alten Polizeipräsidium Wuppertal) wiederzuerkennen, bildet aber gleichzeitig die Grundlage seiner Glaskunst.

Er entwarf ein Fenster, das zwar expressiv ausfiel, allerdings nicht mit der Geometrie der anderen Fenster in den Seitenschiffen brach.

In seiner „Ornamentalen Komposition“ brechen die geometrischen Formen auf und wirken dynamisch. Auf den vier Lanzettbahnen mit drei darüber angeordneten Vierpässen dominieren Blau-, Rot- und Grautöne, vereinzelt blitzen rot- und orangefarbene Scheiben hervor. Das Antikglasfenster mit Bleiverbindungen ist in sechs Abschnitte vertikal gegliedert und führt seine abstrakte Geometrie über das gesamte Fenster fort. Nach einem Bummel durch das klassizistische Luisenviertel lohnt sich ein Spaziergang zum Deweerth‘schen Garten vorbei an der Sophienkirche. Am späten Abend und bei Nacht ist das große Fenster der Neuen Reformierten Kirche allerdings ein noch schönerer Blickfang: Es wird von Innen angestrahlt, sodass die leuchtenden Farben schon von der Schwebebahn aus zu sehen sind.