Abstraktion, Farbenspiel und Illusion – eine Reise in die Glaswelt von Dieter Hartmann
St. Mariä Himmelfahrt | Wittenerstr. 75 b, 42279 Wuppertal | Dieter Hartmann | 1971
Von Lorraine Etimiri
Die Kirche St. Mariä Himmelfahrt in Wuppertal-Nächstebreck entstand aufgrund des Wachstums der katholischen Kirchengemeinde nach dem zweiten Weltkrieg. 1950 wurde das Grundstück auf der Wittener Straße gekauft und schon im Jahre 1952, genauer noch am 17.08.1952, der Grundstein für die katholische Kirche St. Mariä Himmelfahrt gelegt. Somit darf die Kirche nächstes Jahr bereits 70 Jahre Bestehen nach der Grundsteinlegung feiern.
Die katholische Kirche St. Mariä Himmelfahrt ist eine Hallenkirche mit insgesamt zwei Seitenschiffen, welche in einer Betonskelettbauweise ausgeführt wurden. Der Glockenturm ist mit insgesamt vier aus Bronze bestehenden Glocken ausgestattet und es können insgesamt bis zu 220 Menschen in der Kirche Platz nehmen. Von außen erscheint St. Mariä Himmelfahrt als eine eher schlichte Kirche, wird diese jedoch betreten, so fasziniert die Ausarbeitung in der Glasmalerei innerhalb der Kirche umso mehr, da man dies nicht zwingend erwartet hätte. Die Fülle des Farbenspiels als auch die Abstraktheit innerhalb der Glasmalerei-Arbeiten empfand ich als sehr anziehend.
Das Fenster, welches sehr inspirierenden und einen Favoriten der Glasmalerei darstellen kann, aber vor allem eines der eindrucksvollsten Fenster in der Katholischen Kirche St. Mariä Himmelfahrt ist. Wurde 1971 in der Phase der Neuverglasung anhand der Entwürfe von Dieter Hartmann in die Kirche eingebaut und trägt den Titel Ornamentale Komposition. Das Fenster oder besser die Fenster umfassen einen Darstellungsraum, welcher sich über insgesamt acht Kirchenfenster erstreckt. Diese sind alle in der Form eines einfachen stehenden Rechtecks installiert. Die Ausarbeitung der Glasmalerei wirkt zeitlos und schenkt den Rezipient*innen großen Raum der freien Betrachtung und Interpretation. Der Detailreichtum der Glasmalerei von Dieter Hartmann ist faszinierend und überwältigend, jedoch nicht überfordernd. Aus Hunderten kleinen geometrischen Formen kreiert der Künstler eine beeindruckende Umgebung, ja beinahe wird durch die Anordnung der Formen eine Art Altar in der Glasmalerei fingiert. Je länger ich die Fenster betrachte, desto mehr fühle ich mich von dem fingierten Raum angezogen. Der Grund scheint die beruhigende, ausgeglichene Farbgebung und die großen Formen, welche sich aus vielen kleinen Teilen zusammensetzen. Auch die in Bewegung erscheinende Darstellung, wie beispielsweise die im unteren Drittel befindlichen, von links und rechts zur Mitte zeigenden Pfeile, erfreuen das Auge und lassen die Betrachter*innen weiter nach gegenständlichen Objekten suchen. So direkt wie die figurativen Pfeile innerhalb der Komposition, waren auf den ersten Blick jedoch keine weiteren zu erkennen. Die Farbnuancen im Fenster halten sich zwischen Grau, Grün und Gelb. In einigen wenigen Details ist ein aufleuchtendes Rot zu entdecken.
Das Zusammenspiel der vielen kleinen geometrischen Formen wirkt auf verschiedene Weisen auf die RezipientInnen beruhigend und bewegend zugleich. Die kleinen Teile der Komposition lassen die bereits erwähnten großen Formen entstehen, dies ist jedoch nicht alles, denn es findet sich auch eine Art der leeren Räume in der Arbeit der Glasmalerei. Sie sind mit hellem und dunklem Grauton dargestellt und bieten dem Auge, bei dem Erforschen der Ornamentalen Komposition von Dieter Hartmann, erholsame und spielerische Pausen.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass das Fenster in der Katholischen Kirche St. Mariä Himmelfahrt, die Begeisterung für Glasmalerei weiter beflügeln kann. Die Abstraktheit und die dadurch entstehende Möglichkeit mit der eigenen Kreativität und den eigenen Assoziationen zu Formen und Farben das Fenster zu betrachten und zu interpretieren, inspirieren und faszinieren auf besondere Art und Weise. Daher ist allen Leser*innen nur zu empfehlen, den Weg nach Wuppertal zu finden, allein oder gemeinschaftlich, sich die
Kirchenfenster in der St. Mariä Himmelfahrt anzuschauen und zu erleben.