Wohnen mit Ausblick: Appartementhaus Vorwerk

Bauherr:  Barmer Baugesellschaft für Arbeiterwohnungen AG | Architekt: Bernhard Hermkes| Bauzeit: 1953-1954| Mühlenweg 28 (Zugang) / Große Flurstraße 51, Barmen| Denkmal seit: 2002| Denkmalnummer: 3841

Auf dem Grundstück der Firma Vorwerk & Co. KG, deren Firmensitz am Mühlenweg 17-37 diesem gegenüberliegt,[1] baute die Barmer Baugesellschaft für Arbeiterwohnungen AG ein zwölfgeschossiges Wohnhaus, das zunächst als Verwaltungshochhaus geplant wurde. Die Planungen beruhten auf Skizzen des Firmeninhabers August Mittesten Scheid aus dem Jahr 1908. Die Barmer Baugesellschaft für Arbeiterwohnungen AG baute Wohnungsbauten speziell für Arbeiter jener Unternehmen, die der Baugesellschaft nahe standen. Erich Mittelsten-Scheid übernahm 1953 die Konzernleitung und war zugleich Aufsichtsrat der Barmer Baugesellschaft. Er brachte Bauherr und Archtitekt zusammen.  Das Appartementhaus Vorwerk wurde eins der ersten Hochhäuser in Wuppertal mit Eigentumswohnungen, gebaut nach den Entwürfen des Hambuger Architekten Bernhard Hermkes, der sich zuvor durch den Bau von Hochhäusern in Hamburg einen Namen für diese Art des Bauens gemacht hatte. Ursprünglich sollten noch zwei weitere Hochhäuser entstehen, diese wurden aber nicht realisiert.[2]

Da unter dem Mühlenweg in früheren Zeiten ein Kalktrichterofen betrieben worden war, dessen Kammern beim Bau der Straße durch diese nur überdeckt aber nicht verfüllt worden waren, verzögerte sich der Baubeginn diese Projekts. Der Baugrund musste erst gesichert werden. Das Richtfest konnte schließlich am 24.6.1954 gefeiert werden.[3]

(C) Bergischer Geschichtsverein, Abteilung Wuppertal e.V. / Andreas Komotzki

Das rechteckige Gebäude verfügt über insgesamt zwölf Geschosse, dessen oberstes als Attikageschoss ausgebildet wurde, das mit einem Falchdach abschließt. Die Struktur des Baukörpers ergibt sich durch die regelmäßige Verteilung der neun Fenster an der Vorder- und rückseitigen Fassade in einem Raster, das von Klinkerwandstreifen zusätzlich betont wird.

Die Wohnraumfläche variiert von Einzimmer bis Dreizimmer-Wohnungen von 24 bis 60,5 m2. Für die Bauzeit recht ungewöhnlich und Ausdruck eines gehobenen Wohnkomforts waren die bereits eingebaute Zentralheizung, die eingerichteten Bäder und Küchen, eine zentrale Müllschütte für jede Wohneinheit, eine Telefonanlage und eine Zentralantenne. Die neuartige Heizung strömte die Luft durch Öffnungen oberhalb der Fußleisten aus. Die Käufer dieser ersten Eigentumswohnungen in Wuppertal mussten sich am Bau des Gebäudes mit 1.000 DM pro Zimmer beteiligen.[4]

Denkmalbegründung

„Das Wohnhaus von Bernhard Hermkes, das zu einer Zeit entstand, als noch Notwohnungen und Entbunkerungsprogramme das Baugeschehen prägten, dokumentiert die ganze Bandbreite der Wohnbautätigkeit in der Nachkriegszeit. Es ist eines der ersten Wuppertaler Hochhäuser der Nachkriegszeit, zugleich das erste Haus mit Eigentumswohnungen.“[5]

(C) Bergischer Geschichtsverein, Abteilung Wuppertal e.V. / Andreas Komotzki

Anmerkungen


[1] Vgl. Art. „Vorwerk Hauptverwaltung“, in: Johannes Busmann: Architektur in Wuppertal, Wuppertal 1993, S. 136.

[2] Vgl. dazu Meyer-Kahrweg, Architekten,Bauingenieure, Baumeister, Bauträger und ihre Bauten im Wuppertal. Wuppertal 2003, S. 188.

[3] Vgl. GA, 8.10.1953 sowie GA, 24.6.1954 (Richtfest).

[4] Vgl. Meyer-Kahrweg, S. 188.

[5] https://www.wuppertal.de/denkmalliste-online/Detail/Show/3308 (Stand: 8.02.2021).