Informationen zu Inhalt und Hintergründen der Ausstellung:

Wuppertal veranstaltete gemeinsam mit fünf Städten von Rhein und Ruhr im Juni 1971 ein Festival unter dem Motto „Arbeit und Gesellschaft“ mit über 200 Programmpunk-ten verteilt über die ganze Stadt. Später entstand daraus das NRW KULTURSEKRETA-RIAT auf Initiative des damaligen Wuppertaler Kulturdezernenten Dr. Dr. Klaus Revermann. Der Rat der Stadt Wuppertal inklusive Johannes Rau diskutierte das Festivalprogramm kritisch, kontrovers und konstruktiv.

„URBS 71 – was soll der Quatsch“ titelte selbstironisch der urbs express, eine von der Stadt Wuppertal speziell für das Festival herausgegebene Zeitung. War den Herausgebern doch klar, dass viele der Programmpunkte ein sehr fortschrittliches Kulturverständnis voraussetzten, das bei vielen Bürgerinnen und Bürgern der Städte Bochum, Dortmund. Köln Krefeld, Oberhausen und Wuppertal noch geweckt werden sollte. Kunst und Kultur verließen vom 5. bis 13. Juni größtenteils ihre angestammten Plätze in den Musentempeln, kamen häufig auf die Straßen aller Wuppertaler Stadtteile und wollten jede und jeden ansprechen: mit neuer (politischer) Musik und Kunst, mit Arbeiterliteratur, antiautoritären Aktionen für Kinder, mit Umweltaktionen, Wettbewerben für Plakate und Chansons, kritischen Diskussionen zur Stadtsanierung in der Nordstadt und vielen weiteren Themen. Der Westdeutsche Rundfunk engagierte sich nicht nur finanziell für das Festival, sondern auch durch flächendeckende Berichterstattung.
Pina Bausch, damals noch an der Folkwang Universiät der Künste, trat hier auf, noch bevor sie zur Spielzeit 1973/74 an die Wuppertaler Bühnen verpflichtet wurde. Das von der Heydt Museum zeigte fünf Privatsammlungen mit Künstlern wie Warhol, Lichtenstein und Christo. E. Dieter Fränzel, der damals das Aktionszentrum „impuls“ leitete, organisierte das Musik- und Kabarettprogramm und verpflichtete unter anderem die Gruppen Ton-Steine-Scherben, Floh de Cologne oder Embryo. Zu einem Skandal führte es, dass drei von vier bei Berliner Filmemachern bestellte sozialkritische Filme nicht für die Aufführung in Wuppertal freigegeben wurden und dass Jahre später ein Gericht entschied, dass die jungen Berliner im Voraus durch die Stadt Wuppertal gezahlte Honorare zurück-zahlen mussten. Von Zensur war in vielen öffentlichen Medien die Rede.

War Wuppertal trotzdem mit diesem Festival ein Ort der Demokratiegeschichte? Es gibt Gründe, die dafür sprechen. Sie können während der Ausstellungseröffnung diskutiert werden.

URBS 71
Ausstellung über ein großes Kulturfestival im Juni 1971

Eröffnung: Sonntag, 11. Juni, 18:00 Uhr

Katholisches Stadthaus in der Laurentiusstraße 7 in Wuppertal-Elberfeld

Grußworte: Matthias Nocke (Kulturdezernent der Stadt Wuppertal), Andreas Bialas (Förderverein Historisches Zentrum e.V.)

Gäste: Anne Linsel, E. Dieter Fränzel, Hans-Hermann Schauerte und Lothar Jessen als Zeitzeugen.
Musik: Ralf Falk, Gesang und Gitarre

Dazu: Historische Aufzeichnung der Originalmusik des Festivals UBRS 71.

Durchführende: Dr. Lars Bluma, Zentrum für Stadtgeschichte und Industriekultur (Initiator), Prof. Dr. Wolfgang Heinrichs (Bergische Universität Wuppertal), Beatrix Burghoff, Thomas Gimpel und der Projektkurs Geschichte des Bergischen Kollegs Wuppertal, Volker Niggemeier (Katholisches Bildungswerk Wuppertal, Solingen, Remscheid)

Die Ausstellung, die auch vom 18. bis 31. August in der „börse“ gezeigt wird, ist die erste Veranstaltung im Rahmen der Reihe „Orte der Demokratiegeschichte in Wuppertal“.


Weitere Informationen zur Ausstellung, ihren Hintergründen und das gesamte Programm der Reihe „Orte der Demokratiegeschichte in Wuppertal“ unter: Orte der Demokratiegeschichte

Mehr Informationen zu Veranstaltung im Rahmen dieses Projekts finden Sie in dem angehängten Flyer.