TTT: Theater trifft Tanz: Das Schauspielhaus

Bauherr: Stadt Wuppertal | Architekt: Gerhard Graubner| Bauzeit: 1964-1966| Bundesallee 260 Wuppertal-Elberfeld| Denkmal seit: 2000| Denkmalnummer.: 4139

(C) Bergischer Geschichtsverein, Abteilung Wuppertal e.V. / Andreas Komotzki

Am 15. Februar 1962 beschloss der Rat der Stadt Wuppertal angesichts einer fehlenden geeigneten Spielstätte den Neubau eines Theaters. Unter Baudezernent Friedrich Hetzelt einigte man sich nur wenige Monate später, am 17. April 1962, auch auf einen geeigneten Bauplatz für das Bauvorhaben: zwischen Kluse und Bundesallee sollte das neue Schauspielhaus stehen. Die zentrale Lage an der Hauptverkehrsachse zwischen den beiden Hauptzentren Elberfeld und Barmen, die günstige Anbindung an die Schwebebahn bzw. den öffentlichen Personennahverkehr sprachen für die weitgehend unbebaute Fläche an der Talachse. Ein benachbarter gewerblicher Betrieb, an der Wupperschleife gelegen, wurde erst später niedergelegt, heute steht dort ein großes Kino. 

Der Rat hatte sich für dieses Bauvorhaben entschlossen, nachdem ein Gutachten vorlag, dass die Renovierung des Elberfelder Thalia-Theaters kostenaufwendiger sei als der Neubau einer Spielstätte. Seit ihrer Vereinigung im Jahre 1919 hatte sich das Elberfelder Stadttheater auf das Schauspiel konzentriert, während das Barmer Stadttheater in erster Linie Opern zur Aufführung brachte. So wurde das Barmer Haus nach dem Krieg in den 1950er Jahren als Opernhaus wiedereröffnet. Nach dem Neubau des Schauspielhauses wurde das Thalia-Theater 1967 schließlich abgerissen. Auf dem Gelände am Islandufer steht heute die Zentrale des Stadtsparkasse Wuppertal mit ihrem weithin sichtbaren Sparkassenturm.[1]


Der Architekt Gerhard Graubner wurde mit dem Entwurf des neuen Schauspielhauses beauftragt. Die örtliche Bauleitung hatte der Architekt Hans-Georg Korb. Das Schauspielhaus Wuppertal besteht aus drei Baukörpern, die symmetrisch einander zugeordnet und in der Höhe gestaffelt sind. Der in Stahlbetonweise erreichte Gebäudekomplex zeichnet sich durch eine konsequente Betonung des Horizontalen aus. Der weitläufige Vorplatz zwischen Bundesallee und dem Gebäudekomplex wirkt nicht nur lärmmindernd, sondern dient als gestalterisches Element, sozusagen als Bühne für die Inszenierung der Höhenwirkung der drei übereinander gestaffelten Baukörper. 

Die weit ausladende, eingeschossige und geradlinige Eingangshalle verbindet die Garderobe mit Gartenhöfen hin zu einem großen Foyer im Innern. Darüber erhebt sich der große Zuschauerraum als zweiter Gebäudekomplex klar abgetrennt. Seine leicht konvexe Außenwand verweist auf seine Funktion im Innern. Zur Wupper hin gelegen bildet der kubisch geformte, alles überragende Bühnenturm den Abschluss des Gesamtkomplexes. Die weißen Fassaden des Zuschauerraumes und des Bühnenturms erhalten durch schwarze Lichtbänder unterhalb des Daches eine Betonung des Horizontalen.

Nach seiner Unterschutzstellung wurde das Theatergebäude im Jahr 2013 aufgrund nicht bezahlbarer Sanierungs- und Unterhaltskosten von Seiten der Stadt bis auf Weiteres geschlossen.

Im Dezember 2018 hat der Rat der Stadt Wuppertal mit dem Durchführungsbeschluss für den Bau und die Errichtung des Pina Bausch Zentrums den Weg geebnet für die weitere Nutzung des leer stehenden Schauspielhauses. Derzeit wird von offizieller Seite mit einer Fertigstellung des neuen Zentrums für das Jahr 2026 gerechnet. Über Jahrzehnte war das Schauspielhaus eine der wichtigsten Wirkungsstätten Pina Bauschs und dem nach ihr benannten Wuppertaler Tanztheater.[2]


(C) Bergischer Geschichtsverein, Abteilung Wuppertal e.V. / Andreas Komotzki

Denkmalbegründung

„Das Wuppertaler Schauspielhaus ist als Zeugnis für die architektonische Entwicklung und städtebauliche Neuordnung des Stadtgebiets nach dem Zweiten Weltkrieg bedeutend für die Geschichte des Menschen und die Stadt Wuppertal. […]  Mit dem Wuppertaler Schauspielhaus ist ein qualitätsvolles, nahezu unverändertes Beispiel des Theaterbaues der frühen 1960er Jahre erhalten. Es stellt ein wichtiges Werk des Architekten Gerhard Graubner, Hannover (1899-1970), dar, der etwa zeitgleich auch das Theatergebäude in Trier und das Stadttheater in Krefeld errichtete. Das Wuppertaler Schauspielhau liegt in städtebaulich exponierter Lage direkt an den Hauptverkehrsadern der Stadt (Bundesallee und Schwebebahn) und ist darüber hinaus bedeutend im stadtentwicklungsgeschichtlichem Kontext Wuppertals.“[3]

Anmerkungen


[1] Vgl. dazu Ruth Meyer-Karweg, Architekten,  Bauingenieure, Baumeister, Bauträger und ihre Bauten im Wuppertal. Wuppertal 2003, Anm. 1498, S. 148; vgl. Johannes Busmann: Architektur in Wuppertal, Wuppertal 1993, S. 24.

[2] Vgl. https://www.wuppertal.de/microsite/gmw/gebaeude_erleben/aktuelle_projekte/pina-bausch-zentrum.php (Stand: 27.01.2020). https://www.pinabauschzentrum.de/umsetzung (Stand: 27.01.2020)

[3] Vgl. https://www.wuppertal.de/denkmalliste-online/Detail/Show/2232 (Stand: 27.01.2020).