Betsaal der Jüdischen Kultusgemeinde

In dem Gebäude, in dem sich der Betsaal und das Büro der Jüdischen Kultusgemeinde Wuppertal befanden, wurde 1913 von der Synagogengemeinde Elberfeld ein Altersheim eingerichtet. Das alte Patrizierhaus hatte die Gemeinde von den Erben Frowein geerbt. Im Erdgeschoss gab es einen Andachtsraum, das Büro der Oberin, einen Speisesaal und eine Küche. In den übrigen drei Etagen befanden sich 17 Zimmer und zwei Badezimmer für die Heimbewohner. Ein Garten mit Sommerhaus und Veranda erstreckte sich bis zur Aue. Während der NS-Zeit war dieses Gebäude eines von mehreren „Juden- bzw. Ghettohäusern“ in Wuppertal. Ghettohäuser waren Häuser, in denen unter katastrophalen Umstände Juden zwangsweise wohnen mussten und von dort aus in den Konzentrationslagern deportiert wurden. Sie wurden vorher aus ihren Privatwohnungen vertrieben und in diese speziellen Häuser eingewiesen. Nach dem Krieg 1945 gründeten die zurückgekehrten Juden und die Überlebenden der Konzentrationslager eine neue Gemeinde.

Adresse: Betsaal der Jüdischen Kultusgemeinde, Friedrich-Ebert-Straße 73, 42103 Wuppertal-Elberfeld
Eigentümer: Jüdische Kultusgemeinde Wuppertal K.d.ö.R.
Einweihung: 1956
Architektur: Der Betsaal war ein Raum im Erdgeschoss des dreistöckigen Wohnhauses, vermutlich aus der Jahrhundertwende. Das Erdgeschoss ist von außen durch Steinplatten von den anderen Stockwerken hervorgehoben. Über dem Eingang des Hauses wurde eine siebenarmige Menora aus Metall angebracht.
Ausgestaltung: Toraschrein – auch Aron Kodesch oder „Bundeslade“ genannt – mit Torarollen aus den zwei kleinen Synagogen/Beträume der orthodoxen und ostjüdischen Separatgemeinden in der Luisenstraße, die in der Reichspogromnacht demoliert und geplündert wurden. Dann gab es noch u.a. folgende Gegenstände: Rednerpult; Bima vor dem Toraschrein (Erhöhung, auf der das Pult zur Tora-Vorlesung steht); Parochet (Vorhang vor dem Toraschrein); zwei siebenarmige Leuchter (Menorot); Ewiges Licht (vor dem Toraschrein aufgehängte Lampe); zwei bunte Glasfenster rechts und links des Toraschreins mit je einem „Magen David“ (Davidstern)
Sitzplätze: ca. 60
Aufgabe: Der Betsaal wurde nach der Fertigstellung der neuen Bergischen Synagoge hinter der Gemarker Kirche in Barmen aufgegeben. Die neue Synagoge wurde am 08.12.2002 eingeweiht. In dem Gebäude an der Friedrich-Ebert-Straße hatte dann zeitweise der Jüdische Wohlfahrtsverband seine Büros vergrößert. Der Betsaal bestand aber immer noch unverändert und wurde nicht genutzt. Der Gedanken, dass sich in der kleinen Synagoge eine orthodoxe Gemeinde gründet, hat sich nicht realisieren können. Nach langem Leerstand soll das Haus abgerissen werden (Stand 2024).

Quellen:
Frau König und Dr. Leonid Golberg von der Jüdischen Kultusgemeinde Wuppertal; Dr. Ulrike Schrader von der Begegnungsstätte Alte Synagoge, Wuppertal; Schrader, Ulrike: „Die jüdische Geschichte von Elberfeld: ein Stadtspaziergang“, unveröffentliches Manuskript (2002); „Die Elberfelder Wohlfahrtspflege: eine Übersicht über die Entwicklung und den Stand der öffentlichen und privaten Wohlfahrtspflege der Stadt Elberfeld“, herausg. am Anlass des 75jährigen Jubiläums des „Elberfelder System“ vom städt. Wohlfahrtsamt, Elberfeld 1927

Blick in den alten Betsaal (2002) (Carmen Knickmeier)