Ein Tempel für Schwimmer: Die Schwimmoper
Bauherr: Stadt Wuppertal | Architekt: Friedrich Hetzelt | Bauzeit: 1953-1957 | Südstraße 29 (Elberfeld) | Denkmal seit: 1995 | Denkmalnummer: 3748
In der Nachkriegszeit kam in Wuppertal durch die zerstörte Oper die Idee auf, den Johannisberg zum kulturellen Zentrum zu machen, da hier bereits mit der Stadthalle seit 1896 (Baubeginn) ein im Stil der Neorenaissance gebautes großes Konzert- und Veranstaltungshaus stand. Man holte Friedrich Hetzelt aus Oberhausen, der zuvor dort den Wiederaufbau des zerstörten Theaters begleitet hatte. Jedoch wurden diese Pläne verworfen und stattdessen ein neues Stadtbad gebaut. Ob nun der ursprüngliche Bebauungsplan oder die Tatsache, dass Hetzelt auch die Sanierung des Opernhauses übernahm[1], dem Bad seinen neuen Namen im Volksmund einbrachte, ist unbekannt.
Mit der Schwimmoper wurden in vielerlei Hinsicht neue Maßstäbe gesetzt. Im Gegensatz zu den Bädern der Vorkriegszeit, die hauptsächlich auf Privatpersonen ausgelegt waren, war die neue Zielsetzung – gut zu erkennen an der Tribünenanlage – einen geeigneten Ort für Sportgroßveranstaltungen (Spitzenwerte in den 1960er Jahren berichten von 600.000 Besuchern pro Jahr!) zu schaffen. Dieser Aspekt erklärt auch die Wettkampfbahnenlänge und den repräsentativen Bau an so einer prominenten Stelle der Stadt.
Die markante Fassade ist durch die hohe und flächige Verglasung kenntlich. Da diese nach Süden gerichtet ist, bietet sie viel Licht und eröffnet einen wunderbaren Blick von innen. Aber auch außerhalb zieht sie die Blicke auf sich, da sich u.a. die Stadthalle in ihr spiegelt.
Bei dem Baukörper handelt es sich um eine Stahlbeton-Binderkonstruktion, die von einem geschwungenen Leichtbeton-Hängedach überspannt wird. Dieses Dach wurde an Spannseilen eingehängt. Für die extravagante Konstruktion wurde extra ein Spezialist für Hängedächer, Prof. Leonhard aus Stuttgart seinerzeit zu Rate gezogen. Der Bau wirkt wenig massiv durch die großen Fensterflächen, aber auch durch seine geschwungene Form. Die Nebengebäude sind in hellem Klinker gehalten entgegen der Betonkonstruktion der Halle. Als internationale Reminiszenz lässt sich das 1953 für die olympischen Spiele errichtete Schwimmstadion / Schwimm- und Tauchstadion in Melbourne anführen.[2]
Die Schwimmoper hat eine sehr wechselvolle Geschichte. Die Jahre zogen ins Land und die Schwimmoper wurde sanierungsbedürftig. Es standen viele Diskussionen im Raum, eine Idee war sie in ein Weltraumerlebniscenter umzubauen. Glücklicherweise konnte der Denkmalschutz überzeugen, so dass die Schwimmoper von 2007 bis 2010 saniert wurde. Die markanten originalen Mosaikfliesen konnten erhalten werden, der Eingangsbereich wurde umgebaut und barrierefrei gestaltet.[3]
Denkmalbegründung
„Dem Architekten Prof. Hetzelt ist hier ein Bau gelungen, der Elemente der neoklassizistisch historisierenden Architektur in die Moderne der Nachkriegszeit übernimmt und in deren Stil umformt. Der Bau ist deshalb für die Geschichte des Menschen (Architekturgeschichte), aber auch für die Geschichte der Stadt als Zeugnis des Wiederaufbaus bedeutend.“[4]
Anmerkungen
[1] OKROY, MICHAEL: „… damit die Träume atmen können“. Vom Stadttheater Barmen zum Opernhaus Wuppertal, Wuppertal 2009.
[2] https://collections.museumsvictoria.com.au/items/791091 (Stand: 23.01.2020).
[3] Monika Werner-Staude: Lieber Schwimmen als Weltraum-Erlebnisse auf dem Johannisberg, in: Westdeutsche Zeitung vom 26. April 2019 https://www.wz.de/nrw/wuppertal/kultur/wuppertaler-schwimmoper-waere-fast-ein-weltraum-zentrum-geworden_aid-38394665 (Stand: 23.01.2020).
[4] https://www.wuppertal.de/denkmalliste-online/Detail/Show/6253 (Stand: 23.01.2020).