Eine runde Sache: Statt Nahversorgung – Kunst, Kultur, Erlebnis: Der Scheibengasbehälter in Heckinghausen

Bauherr: MAN-Werk Gustavburg | Bauzeit: 1950-1952 | Mohrenstr. 3 (Heckinghausen) | Denkmal seit: 1998 | Denkmalnummer: 4078

Der von 1950 bis 1952 errichtete Scheibengasbehälter ist das heutige Wahrzeichen von Heckinghausen. Insgesamt konnte dieser 60.000m³ Gas lagern, bei einer Höhe des Gebäudes von 66 Metern.  Bei dem Gasbehälter handelt sich um ein sogenanntes Polygon (Vieleck, in diesem Fall: Zwanzigeck). Grundlage sind vertikale Mantelpfosten, an denen längliche Bördelbleche mittels Nieten angebracht werden. Die einzelnen Bleche werden dann etagenweise verschweißt.

„Oberhalb des dritten Umganges befindet sich in jedem Feld ein schlitzförmiges Mantelfenster. Das leicht geböschte Blechdach über zwanzig Radialbindern krönt der kreisförmige Entlüfter.“[1]

(C) Bergischer Geschichtsverein, Abteilung Wuppertal e.V. / Andreas Komotzki

Ursprünglich war der Anstrich blaugrau, 1985 wurde dieser grünlich-gelblich getönt. Im Rahmen der aktuellen Sanierung wurde wieder ein blaugrauer Farbton gewählt.

In Unterbarmen wurde bereits 1846 ein erstes Gaswerk errichtet, das zunächst für Straßenbeleuchtung gedacht war. Aber auch Fabriken nutzten die neue Energie zum Betreiben von Motoren. 1862 entstand ein zweites Gaswerk. Auch private Haushalte kamen nun in den Genuss,  Gas für ihre Beleuchtung, Herde oder Heizungen nutzen zu können. 1911 war Barmen die erste Großstadt, die Gas per Fernleitung aus dem Ruhrgebiet bezog, damals als Abfallprodukt der Kokserzeugung. Da durch Erdgasleitungen eine modernere Gasversorgung möglich wurde, wurde der Gaskessel 1997 stillgelegt.

2016 wurde der Gasbehälter durch das Wuppertaler Architektur Studio GKM saniert und in eine Kombinationsfläche für Gastronomie, Fitnessstudio und Events umgebaut.[2] Im Jahr 2019 konnte der „neue Gaskessel“ eröffnet werden, auf dem Dach befindet sich nun ein 120 Meter langer Skywalk.

Denkmalbegründung

„Der Gaskessel bildet ein wahrzeichenartiges Denkmal des Wuppertaler Stadtbezirkes Heckinghausen als weithin sichtbares Technikbauwerk von funktional klarer Gestalt. In der Entwicklung der Niederdruck-Gasspeichertechnik stellt er den Endpunkt einer Entwicklung dar mit seiner exakt dem M.A.N. – Schema entsprechenden Bauweise und markiert so den Stand der Technik bei einem Typenbau des Versorgungssektors vor dem Verschwinden dieses Bautyps mit der Entwicklung der Erdgasversorgung seit den 1960er Jahren. Die Zahl der erhaltenen Beispiele in der Bundesrepublik und darüber hinaus ist äußerst gering und wird ständig weiter vermindert (…).“[3]

(C) Bergischer Geschichtsverein, Abteilung Wuppertal e.V. / Andreas Komotzki

MAN, Werk Gustavsburg

Das MAN, Werk Gustavsburg erhielt den Auftrag für Heckinghausen einen Scheibengasbehälter zu errichten. Es  war eine Produktionsstätte der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg, kurz MAN, in Mainz-Gustavsburg. Sie wurde 1859 gegründet und 2008 aufgelöst. Das Werk Gustavsburg war spezialisiert auf Stahl-, Brücken- und Hochbauten. Im Bergischen Land sind die bekanntesten Erzeugnisse zum einen die Müngstener Brücke, die 1894- 1897 errichtet worden war und damals als das größte Eisenbauwerk Deutschlands galt und bis heute die höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands ist. Zum anderen ist es das Gerüst der international bekannten Schwebebahn (Bauzeit 1898–1901), an der das Werk Gustavsburg auch mitwirkte.

Der größte Kugelgasbehälter der Welt

Ein weiterer sehr bekannter, aber noch nicht unter Denkmalschutz gestellter Gasbehälter in Wuppertal ist der Kugelgasbehälter in Wuppertal-Vohwinkel. Dort, wo sich Industriestraße und Essener Straße treffen, steht der einst größte Kugelgasbehälter der Welt, der 1958 erbaut und 1959 in Betrieb genommen wurde. Heute ist er laut Auskunft der Wuppertaler Stadtwerke AG der größte Kugelgasbehälter Deutschlands mit einem Rauminhalt von 55.550m3.[4]

(C) Bergischer Geschichtsverein, Abteilung Wuppertal e.V. / Maximilian Berkel

Anmerkungen


[1] https://www.wuppertal.de/denkmalliste-online/Detail/Show/4933 (Stand: 26.01.2020).

[2] https://www.youtube.com/watch?v=L6Mdwv2dETo&feature=emb_logo (Stand: 26.01.2020).

[3] https://www.wuppertal.de/denkmalliste-online/Detail/Show/4933 (Stand: 26.01.2020).

[4] https://www.wsw-online.de/fileadmin/Energie-Wasser/Produkte/WSW-Sicherheitsinformationen-Gaskugel-Moebeck.pdf (Stand: 26.01.2020).