Reiter – Hengst – Pferdestärken: Stockwerksgarage
Bauherr: Auto Hengst / Glanzstoff AG | Architekt: Wolfgang Rathke | Bauzeit: 1953-1957 | Kasionstraße 28 (Elberfeld) | Denkmal seit: 2001 | Denkmalnummer: 4169
Auf dem Gelände der ehemaligen Elberfelder Reiterhalle sollte 1953 ein neues Parkhaus entstehen. Auftraggeber war das Unternehmen Auto Hengst. Die ursprünglichen Pläne des Wuppertaler Architekten Wolfgang Rathke sahen im Erdgeschoss eine Tankstellen- und Autowaschanlage vor, die jedoch nicht realisiert wurde. Ebenfalls wurde die von Rathke geplante Glasvorhangfassade nicht realisiert, die dem Objekt in der Presse den Beinamen „Glashaus“ einbrachte.[1]
1954 erhielt das beinahe fertiggestellte Gebäude eine „Teilgebrauchsabnahmebescheinigung“ vom Bauordnungsamt. Jedoch konnte das Parkhaus erst 1957 fertiggestellt werden, nachdem die Vereinigten Glanzstoff-Fabriken AG die Immobilie übernommen hatten.
Bei dem fünfgeschossigen Bau wurde der Typus der Stockwerksgarage in Wuppertal zum ersten Mal realisiert. Es handelt sich bei dem Baukörper um einen flach gedeckten Stahlbetonskelletbau. Das unterste Geschoss ist fünfteilig: Jeweils links und rechts befinden sich Rolltore zur Auf- und Abfahrt, in der Mitte befindet sich eine Flügeleingangstüre, die jeweils von drei Fenstern flankiert wird. Hinter diesen Fenstern befanden sich Aufenthaltsräume für einen Fahrer und KFZ-Mechaniker. Durch ein kurzes Vordach setzt sich das unterste Geschoss von den oberhalb befindlichen vier Geschossen ab. Diese besitzen jeweils 14 Fenster in der Längsachse. Die Fenster und die mit gelbem Backstein verklinkerten Vorblenden wurden vor die Stützen des Skeletts gesetzt.
Denkmalbegründung
„(…) Das Parkhaus an der Kasinostraße ist anschaulich, unverändert erhaltenes Beispiel für die Bauaufgabe der Stockwerksgarage, die hier nach dem zweiten Weltkrieg zum ersten Mal in Wuppertal realisiert wurde und als Zweckbau die verkehrstechnische Entwicklung in den Nachkriegsjahren dokumentiert, die das Auto zu einem dominierenden Faktor des wirtschaftlichen und sozialen Lebens gemacht hat. (…) Die städtebauliche Bedeutung der Stockwerksgarage, die aufgrund des ausreichend großen Grundstückes auf dem Gelände der -bemerkenswerterweise- ehemaligen Elberfelder Reithalle als Rampenbauwerk errichtet werden konnte, liegt zum einen in ihrer Fassadengestaltung. Die Straßenfront des Baukörpers mit der regelmäßigen Rasterfassade, die auch ein Verwaltungsgebäude auszeichnen könnte, fügt sich mit den Nachbargebäuden zu einer homogenen Zeilenbebauung. (…) Da architektonische Zeugnisse aus der Frühphase des Kraftverkehrs aufgrund des starken Veränderungsdruckes, den der technische Fortschritt auf diese Bauten ausübte, kaum noch erhalten sind, ist die Bewahrung eines unverändert bestehenden Großgaragenbaus aus den 1950er Jahren, dessen Infrastruktur den heutigen Anforderungen unverändert genügt, besonders wichtig.(…)“[2]
Anmerkungen
[1] Ruth Meyer-Kahrweg: Architekten, Bauingenieure, Baumeister, Bauträger und ihre Bauten im Wuppertal. Wuppertal 2003, S. 381f.
[2] https://www.wuppertal.de/denkmalliste-online/Detail/Show/4152 (Stand: 4.2.2021).