(C) Archiv Stadtsparkasse Wuppertal

New York. Frankfurt. Wuppertal: Sparkasse am Islandufer

Bauherr: Stadtsparkasse Wuppertal | Architekt: Paul Schneider-Esleben | Bauleiter: Wolfgang Rathke | Bauzeit: 1969-1973 | Adresse: Islandufer 15 (Elberfeld) | Denkmal seit: 2015 | Denkmalnummer: 4240

Ihren Namen verdankt die heutige Straße Islandufer den Leibeigenen der Burgherren von Elberfeld, welche die Aufgabe hatten, den Burggraben eisfrei zu halten. Dieser war im Winter schnell vereist und auch die Hütten und Häuser der Leibeigenen am „Eißland“ waren sehr kalt.[1]

Die Elberfelder Sparkasse ist eine der ältesten im Rheinland. Zunächst war sie im alten Elberfelder Rathaus am Turmhof (heutiges Von der Heydt-Museum) untergebracht. Eine gesetzliche Vorschrift regelte, dass die Unterbringung im Rathaus sein müsse, nämlich zentral für alle Kunden zu erreichen. Nach Änderung dieser Vorschrift bezog die Sparkasse 1909 eigene Räume an der Schlossbleiche, damals eines der modernsten Bankgebäude im Deutschen Reich.

Durch den Aufschwung der Wirtschaftswunderjahre entschloss man sich, ein neues großes Kunden- und Verwaltungszentrum am Islandufer zu errichten. Dieser Bereich war im Zweiten Weltkrieg stark zerstört worden, lediglich das Thalia-Theater stand noch und musste dem Neubau weichen.[2]

Der neue Gebäudekomplex bestehend aus Hochhaus, Kassenhalle, Verbindungsbauten und Parkhaus stellte in vielerlei Hinsicht neue Maximen auf. Zum einen ist die Größe sowohl in der Fläche als auch in der Höhe ein neuer Richtwert für die „Aufbruchsstimmung“ der Architektur der Nachkriegszeit in Wuppertal. Zum anderem spricht es auch für die enorme Prosperität eines Bankinstituts in den 1960er und 1970er Jahren, einen zu diesem Zeitpunkt schon international renommierten Architekten wie Paul Schneider-Esleben zu rekrutieren.

(C) Archiv Stadtsparkasse Wuppertal

Der Flachbau: ist dreigeschossig, besitzt eine Grundfläche von 50 x 50 m und ist ein großzügiger stützenfreier Kundenraum. Die Ausrichtung von Bankinstituten in dieser Zeit sollte sich grundlegend ändern, man wollte weg von monumentalen „Festungsbauten“ hin zu gläsernen, also transparenten, leichten und offenen Kundencentern. Dieser Aspekt wird auch durch die große Glasdecke deutlich.

Das Hochhaus: ist das Hauptelement und zieht als erstes Gebäude die Blicke auf sich. Mit einer Höhe von 75 m ist es das höchste Gebäude der Stadt. Es handelt sich dabei um eine Hängekonstruktion. Der innere Kern, der Aufzugsschacht, wurde zuerst gebaut und die einzelnen Etagen wurden danach an acht Stahlseilen von der obersten 19. Etage nach unten abgehängt. Somit setzt das Hochhaus eine unverkennbare „Landmarke“ in die Elberfelder Stadtsilhouette. Die Bauweise der Hängekonstruktion wurde gewählt, da im Innenraum stützenfreie Räume bevorzugt wurden.

Das Parkhaus: mit seinen zwei Türmen ist ebenfalls sehr auffällig. Zu diesem wie zum ganzen Bau heißt es in der Denkmalbegründung: „Im Ergebnis führte dies nicht nur zu einer plastisch-körperhaften, konstruktionsorientierten, von markanten Formen geprägten Architektur, sondern auch zur Schaffung von Baukörpern mit skulpturalem Charakter – einem Kunstwerk, das bis heute seine funktionale und ästhetische Gültigkeit bewahrt hat.“[3]

(C) Archiv Stadtsparkasse Wuppertal
(C) Archiv Stadtsparkasse Wuppertal
(C) Archiv Stadtsparkasse Wuppertal

Ein weiterer besonderer Aspekt des Bauwerks ist der Umstand, dass es Schneider-Esleben durch die Kombination von Bauform (z.B. Offenlegung der Konstruktion) und Materialwahl gelang ein Gebäude zu schaffen, das den vorherrschenden Betonbrutalismus der Zeit aufgreift, ihm aber nicht gänzlich erliegt. So orientierte er sich vermutlich auch an Gebäuden in den USA beziehungsweise New York.

Im Innenraum des 16. Obergeschosses befand sich bis 1982 ein Restaurant, im großen Kundenraum der Halle gibt es die sogenannte „Lutherwand“, ein Kunstobjekt bestehend aus 14 Hohlspiegeln an 44 Stelen, das der Künstler und Namensgeber Dr. Adolf Luther 1973 schuf.

Denkmalbegründung

„(…) Mit dem Sparkassengebäude in Wuppertal ist dem Architekten Schneider-Esleben eine außergewöhnliche, baukünstlerisch anspruchsvolle und den Brutalismus ästhetisch rehabilitierende Lösung für einen Gebäudekomplex mit vielfältigen Anforderungen gelungen. (…)

Städtebaulich stellt das Hochhaus in der Elberfelder Innenstadt eine Dominante dar, die aus Perspektive der Bauherrin sicher auch als Symbolträger ihrer wirtschaftlichen Prosperität verstanden werden wollte. Zudem zeugt es von der Entschlossenheit, mit der die Stadt Wuppertal – und mit ihr Architekten und Städteplaner – dem stark kriegszerstörten Wuppertal ein zeitgemäßes, von der Aufbruchsstimmung der Nachkriegsmoderne geprägtes Stadtbild zu verleihen suchten; dies vermochte auch den Abriss des noch erhaltenen Thalia-Theaters von 1906 zu rechtfertigen.“[4]

Blick vom Kleeblatt auf das Gebäude der Bahndirektion in Wuppertal-Elberfeld sowie links das Sparkassenhochhaus am Island. Im Vordergrund die Bahngleise unmittelbar vor dem Hauptbahnhof Wuppertal-Elberfeld. (C) Sammlung Bergischer Geschichtsverein e.V. / Nachlass Manfred und Waltraud Jakob

Anmerkungen


[1] Wolfgang Stock: Wuppertaler Straßennamen. Ihre Herkunft und Bedeutung, Essen 2010, S. 202-204, hier: 203.

[2] Vgl. https://www.wuppertal.de/denkmalliste-online/Detail/Show/15729 (Stand: 12.02.2021).

[3] Vgl. https://www.wuppertal.de/denkmalliste-online/Detail/Show/15729 (Stand: 12.02.2021).

[4] Vgl. https://www.wuppertal.de/denkmalliste-online/Detail/Show/15729 (Stand: 12.02.2021).